Tagtäglich. Das Puchheimer Tagebuch

Puchheim lebt! Der End bemalt eine Garagenwand

James Blackforest
Puchheim lebt! Der End bemalt eine Garagenwand
Das Problem mit den Gummibärchen!


Anlässlich einer Veröffentlichung einer Studie gibt Prof. Hubertus Häberle vom Institut für Gliederfüssler, Wirbeltiere und bayerische Rautenfische in Tübingen auf der Eberhardshöhe eine Pressekonferenz.
Es ist 10.00 Uhr morgens. Die Sonne scheint und zahlreiche Journalisten und Fotografen bevölkern den großen Konferenzraum des Institutes. Fröhlich und gut gelaunt, scheinbar hat er gut gefrühstückt, betritt Prof.Hubertus Häbererle den Konferenzraum durch eine Seitentür. Umgeben von Dozenten und Studenten steigt er auf das Podest. Er streicht mit der rechten Hand noch sein weißes Haar zurecht, setzt eine schlichte Brille mit Drahteinfassung auf, ehe er lächelnd und winkend in die zahlreichen Kameras blickt.
„Gestern habe ich es geschafft. Liebe Freunde, liebe Anwesende! Zunächst einen herzlichen Dank an die Landesregierung. Der Ministerpräsident lässt Grüße senden, denn er ist bei der Weltmeisterschaft im Weisswurstessen in München. Einen weiteren großen Dank an das Fachministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.
Minister Prof. Dr. Frank vom Berg lässt sich entschuldigen.
Einen weiteren Dank an das Fachministerium für Ernährung und ländlichen Raum, Minister Hauke Peter und an das Fachministerium für Umwelt, Ministerin Tanja, wie heißt sie denn mit Nachnamen?, Sie wisssen es, eine Frau ohne Doppelnamen. Äääääh, lassen wir das!

Was haben wir eigentlich geschafft? Worum geht es? Es geht um den bayerischen Rautenfisch, piscarius ruta bavaria, der in unsern heimischen Gewässern jetzt weit verbreitet ist und sich weiter unkontrolliert vermehrt.. Wie sein Name schon sagt, kommt er aus Bayern und ist weiß-blau gerautet. Über den eigentlichen Ursprung schweigt die Bayerische Landesregierung. In einem See im Hofgarten in München, direkt vor der bayerischen Staatskanzlei, war seine Heimat. Er sollte dort im See den bayerischen Staat und das Land Bayern repräsentieren. Der See wurde auch von einer Privatfirma bewacht. Trotzdem hat es ein Scherzbold geschafft, einige Exemplare im Eisbach im Englischen Garten auszusetzen. Obwohl sich die Feuerwehr und verschiedene Fischereivereine bemühten, diese Fische wieder einzufangen, vermehrten die sich rasant. Über den Eisbach kamen sie in die Isar. Von der Isar weiter in die Donau und Rhein-Main-Donau-Kanal und schließlich kamen sie auch in unserer heimischen Flora an.
Fische sind wechselwarme, fast ausschließlich im Wasser lebende Wirbeltiere mit Kiemen. Etwa die Hälfte aller Wirbeltiere sind Fische. Man unterscheitet speziell Knorpelfische, Chondrichthyes, zu denen unter anderem die Haie und Rochen zählen, und Knochenfische, Osteichthyes, die alle anderen Fische umfassen. Zwei weitere Fischtaxa, die Panzerfische, Placodermi und die Stachelhaie ,Acanthodii, sind ausgestorben.
Der bayerische Rautenfisch, piscarius ruta baveria, ist zwischen 12,3 cm und 87,9 cm lang, je nach Wassertiefe. Die Fortpflanzungsorgane der Fische befinden sich seitlich und oberhalb des Darms. Die Befruchtung findet ohne Kopulation statt. Der weiblichen Rogen (die Eier) und die männliche Milch (Samen) werden etwa gleichzeitig ins Wasser abgesetzt. Dabei schwankt die Zahl der Eier extrem, manchmal sind es mehrere Hundert und manchmal nicht mehr als 27 Stück. Die Männchen übernehmen den Schutz und die Brut der Eier, während sich das Weibchen wieder auf Männchensuche macht. Dies begründet auch die unglaubliche Vermehrung. Die Larven entwickeln sich rasch. Nach dem Schlüpfen werden die Jungen, die auch ein Zwischenstadium in der Form und Ähnlichkeit der Kaulquappen haben, von den Männchen in seichte Gewässerabschnitte gebracht, wo sie dann zu Jungfische heranwachsen.
Dies, was wir jetzt im Augenblick veröffentlichen, ist eigentlich eine Vorstudie, denn die Hauptstudie, die die eigentlichen oder die Hauptfragen lösen sollte, muss erst noch von der Landesregierung finanziert werden.
In der Vorstudie ordnen wir erstmal die Fragen.
Wie weit der bayerischen Rautenfisch die heimische Flora bedroht und wie weit der Fisch für den Menschen schädlich ist, kann erst in der Hauptstudie voll umfassend geklärt werden. Bei all den Versuchen und Untersuchungen konnte noch nicht nachgewissen werden, wie weit der bayerische Rautenfisch für den Menschen schädlich ist. Aus diesem Grund muss wohl weiter untersucht werden. Obwohl die Bevölkerung den Fisch heimlich und auch schon öffentlich den Fisch verzehrt und dabei behauptet, dass er vorzüglich schmecken soll, wird weiterhin abgeraten, den Fisch zu essen, solange nicht von der Wissenschaft bewiesen ist, dass der Fisch für den Verzehr geeignet ist und welche möglichen Gefahren sich für den menschlichen Organismus durch Verzehren dieser Fische einstellen.
Eine der Methode der Wissenschaft ist, zuerst mal die Fragen zu ordnen, was nicht ist. Beispielweise essen bayerische Rautenfische Schmetterlinge? Wir boten einem Rautenfisch einen Schmetterling dar. Er war nicht an dem Schmetterling interessiert. Um sicher zu gehen, mussten wir aber über 100 Fischen Schmetterlinge anbieten, damit wir heute behaupten können, dass es wissenschaftlich bewiesen ist, dass bayerische Rautenfische keine Schmetterlinge fressen und dass , - das ist ein interessantes wissenschaftliches Nebenprodukt -, Schmetterlinge keine bayerische Rautenfische fressen.
Aber bayerische Rautenfische fressen Weißwürste mit süßem Senf. Wir haben es bei der Eberhardbrücke am Neckar in Tübingen getestet. Um eine an einem Angelhaken hängende Weißwurst haben sich Hunderte von bayerischen Rautenfischen gestritten.
Inzwischen gibt es verschiedene Mutationen oder auch neue Arten, die sich aus dem bayerischen Rautenfisch entwickelt haben. Eigentlich ist dieses Thema vertraulich, denn die Baden-Württembergische Landesregierung hätte in dem See vor dem Neuen Schloss in Stuttgart, quasi am Schlossplatz, auch Fische in den baden-württembergischen Landesfarben einsetzen wollen. Meine Assistenz Dr. Maria Trollinger bekam den Auftrag in den baden-württembergischen Landesfarben Fische zu züchten und konnte durch zahlreiche Versuche den bayerischen Rautenfisch weiter zum bunten Rautenfisch, piscarius ruta discolor, mutieren lassen. Entwischen haben wir rot-weiß-gerauteten, grün-weiß-gerauteten, gelb-weiß-gerauteten, gelb-rot-gerauteten unsoweiter gesehen. Aber, das Problem sind immer noch die Rauten. Wir konnten dem Fisch nicht die Rauten nehmen.“

Etwa zur gleichen Zeit steht der End, sie kennen ihn ja, der Weißwurstmaler, der Vater der „end-arteten Kunst“, vor einer Garagenwand in Puchheim Bahnhof. Im Rahmen von „Puchheim lebt“ soll der ein Bild an die Garagenwand malen.
Die Gemeinde Puchheim hat über 20.000 Einwohner. Abends kommen sie aus der S-Bahn, gehen nach Hause und machen das Gartentor zu und das war’s. Feierabend! Aber, der erste Bürgermeister und seine Gemeinderäte möchten, dass Puchheim lebt. Wir sind doch keine Schlafstadt, wo samer denn! So sollen Künstler in Puchheim unter anderem, denn da kommt noch viel mehr, Garagentore bemalen. Nur der End hat eine Garagenwand bekommen. Der bekommt immer noch eine Extra -Wurst, wird so mancher denken.

„Kein Problem“, denkt gerade der End. Mit Nägeln und Schnur begrenzt er auf der Wand die Fläche, die gestaltet werden soll. Es sind zwei mal vier Meter. Mit einem sehr weichen Bleistift zeichnet er zunächst einen Rahmen, quasi den Rand des Bildes und darin verschiedene Kontinente. Nun nimmt er eine blaue Farbe und gestaltet damit das Meer. Er ist sehr auf der Hut, nicht wegen der Wand, sondern vor den Hinterlassenschaften der verschiedenen Hunde, die den Teil des Rasens als öffentliche Toilette benutzen. Die Kontinente macht er orange.

Es wird dunkel. Der End geht nach Hause. Am nächsten Tag regnet es. So geht es die ganze Woche. Der End würde gerne weitermalen, aber es regnet. So vergeht eine Woche nach dem anderen. „Verdammt nochmal, die Garagewand muss jetzt fertig werden“ dachte der End ein wenig resigniert, „Vielleicht kann mir der James helfen, damit es schneller geht!“
Der End greift zum Telefon: „Hast Du ein wenig Zeit, ich brauche Deine Hilfe....!“
„Natürlich habe ich Zeit“, so der James Blackforest. James gibt der Claudia einen Kuss, dann packt er ein paar Sachen zusammen und fährt mit dem Auto nach München.

Gemeinsam steht der End mit dem James vor der Garagenwand. Es hat gerade aufgehört zu regnen und die Sonne scheint und brennt, wie schon lange nicht mehr. Der End zeichnet mit einem weichem Bleistift Rautenfische in das Meer.
Der James macht piscarius ruta discolor daraus. Auf diese Art und Weise entsteht ein großes Bild mit bunten Rautenfischen.
Die Kontinente sind noch nackt. Man fährt in den nächsten Laden und findet dort natürlich was. Mit Silikon kleben und verteilen James und der End Gummibärchen auf das Bild. Der Schalkgott von „Dass wir wetten!“ hätte Freude daran. So gegen 18 Uhr ist das Bild fertig. Rechtzeitig zur Fußballweltmeisterschaft. Aus den offenen Fenstern dröhnt es Toooor, Tooooor, Toooor. Jetzt wussten die beiden, Deutschland hat ein Tor geschossen. Eiligst gehen die beiden in das nächste Wirtshaus, um das Fußballspiel bei einer „Russen-Mass “ zu Ende zu genießen. Russen-Mass ist Weißbier mit Limo.

Die Woche darauf, der End möchte die Garagewand firnissen. Ja wo zum Teufel sind die Gummibärchen? Sie liegen alle auf dem Boden. Zum Unglück hat sich auch der 1. Bürgermeister von Puchheim, Herr Dr. Kränzlein, telefonisch durch seine Sekretärin ankündigen lassen. Die Gummibärchen mussten wieder eiligst an die Wand. Mit Sekundenkleber schafft es der End doch, einige, nicht alle, schnell wieder auf das Bild zu kleben. Es lässt sich nicht vermeiden, so wie es der Teufel manchmal will, der erste Bürgermeister Herr Dr. Herbert Kränzlein mit der Gemeinderätin Frau Renate Luther, der die Garagenwand gehört, stehen vor dem Bild. Man begrüßt sich, isst Gummibärchen und gibt sich allgemein.
Danach klebt der End weiter und firnist das Ganze. So nun scheint „das schönste Hundeklo nördlich der Alpen“ fertig zu sein!
Am nächsten Tag fehlen wieder drei Gummibärchen auf der Wand.
„Vielleicht kann das Problem, damit die Gummibärchen auf dem Bild bleiben, Prof.Hubertus Häberle vom Institut für Gliederfüssler, Wirbeltiere und bayerische Rautenfische lösen“, dachte wieder der End, „fragen könnte man doch mal! Vielleicht hat der eine hübsche Assistentin dafür, die gerade promoviert und ein Thema braucht!“

Weitere James Blackforest Geschichten siehe www.end-art.com

Wolfgang End
Atelier Wintergarten
Birkenstr.20
82178 Puchheim Bhf
Kunigunde Saal (Gast) - 15. Jul, 12:58

Der END bemalt die Garagenwand

Ich habe mir die Webseite von diesem END mal angeschaut. Ich habe viel gelacht. Dieser END scheint ein schlaues Kerlchen zu sein. Irgendwie erinnert er mich an Karl Valentin.

Eigentlich habe ich nur mal so herum geklickt und bin dann unter "Puchheim lebt" auf den Artikel gestoßen:
"James Blackforest
Puchheim lebt! Der END bemalt eine Garagenwand
Das Problem mit den Gummibärchen!"

Ich dachte "hä" was ist denn das? Ich wurde neugierg. Eigentlich hatte ich gar keine Zeit, habe dann aber wie hypnotisiert angefangen zu lesen. Dann habe ich die Zeit vergessen und die Geschichte vom END zu Ende gelesen.

Jetzt wollte ich mehr über diesen END wissen und habe mir doch noch seine Webseite angeschaut.

Und da habe ich gesehen, dass dieser END Maler und Dichter ist. Aber für mich ist er auch ein Komiker. "Welch seltsame Mischung" dachte ich und "dass das eine wirklich einmalige und komische Idee ist, Bilder mit komischen Geschichte zu verbinden. Und wenn man wirklich genau hinschaut besteht die Komik dieser Geschichten darin, dass sie eigentlich mitten aus dem Leben gegriffen sind.

Das hat mich ein bisschen an Karl Valentin erinnert.

Der END verbindet Malerei mit lustig, komisch, teilweise etwas ironischen Geschichten. Das ist einzigartig und NEU. Eigentlich dürfte es das gar nicht geben. Es gibt es aber doch, "DER END".

Mach weiter so lieber END. Denn Deine Bilder und Geschichten werden noch viele Generationen erfreuen.

Ich freue mich schon auf Deine nächsten Bilder und Geschichten.

Verzeihung wenn ich Sie geduzt habe. Aber das "Sie" hat nicht gepasst.

Ihre Kunigunde
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