Tagtäglich. Das Puchheimer Tagebuch

Dienstag, 22. Juli 2008

„Puchheim lebt“ – ein Künstlerwochenende

.....
oder
wie ich das erste Mal, zum Lesen, nach Bayern fuhr.

Es sollte ein kleiner Bericht über ein nettes Wochenende werden, einfach so.
Eine kleine nette Geschichte. Doch mir fielen mehr Worte dazu ein, als in kleine Geschichten üblicherweise so reinpasst.
Vielleicht wird es ja jetzt eine größere Geschichte, ohne dass sie zu einer großen Geschichte auswuchert.
Einfach eine Geschichte über zwei Tage in Bayern, über zwei Tage im Leben einer Italienerin die in Braunschweig lebt und auszog, ihre Geschichten und Gedichte in Puchheim, Oberbayern, vorzutragen.


Wenn ich an Bayern dachte, stellte ich mir stets den blauen Himmel vor mit weißen Wölkchen und saftigen grünen Wiesen dazu.

Seit bald neun Jahren ist mein Lebensmittelpunkt Braunschweig, eine mittelgroße Stadt in Niedersachsen, nordöstlich von Hannover. Wenn man von hier nach Norden schaut, dann liegt zwischen Braunschweig und der Nordsee nur noch das flache Land mit der wunderschönen Heide. Windig ist es bei uns hier oben, und wechselhaft, oft kühl doch nie wirklich kalt.
Warum ich das so detailliert beschreibe?

Nun, am 11. Juli 2008 reiste ich von eben diesem schönen Städtchen Braunschweig, das ich übrigens sehr liebe, Richtung München. Ich war eingeladen, nach Puchheim, zur Lesung meiner Texte im Zusammenhang mit dem Fest „Puchheim lebt“.

Mein guter Freund und wunderbarer Maler, Wolfgang End, bat mich, doch einfach einmal teilzunehmen und stellte mir sein Sofa unter dem Glasdach seines Ateliers zur Übernachtung zur Verfügung. Gerne stimmte ich zu und freute mich auf ihn, seine Bilder und das Happening in der Bahnhofstrasse.
IMG00011aa
Dieses Jahr waren wir hier verwöhnt worden mit dem guten Wetter. Der Norden Deutschlands lag seit Mitte Mai stets unter blauem Himmel und war gesegnet mit wärmenden Sonnenstrahlen. Die ersten grauen Tage seither habe ich deshalb schnell vergessen, denn ich konnte ja abreisen aus der mit grauen Wolken behangenen Stadt meines Herzens, Richtung Süden. So freute mich nicht nur auf Wolfgang und das Fest, sondern auch auf Sonne und Wärme.

Kurz gesagt, in München am HBf war es wirklich warm und stickig dazu; aber Bahnhöfe sind entweder heiß und stickig oder kalt und durchzugig, im wahrsten Sinne des Wortes.
Die S-Bahn brachte mich nach Puchheim und mit ihr in ein schwarzes Loch. Wirklich!
Ich kann es nämlich nicht anders beschreiben.
Freitagabend, kurz nach 20 Uhr, und der Himmel über Puchheim war nur noch eine dunkle bedrohliche Wand, die genau in dem Augenblick explodierte, als ich aus dem Zug stieg. Ich brauche nicht zu sagen, dass das am Ende des Bahnsteigs war, und ich, bis ich dann zur Überdachung kam, längst durchnässt war.
Ich sollte es wohl Regen nennen, was da auf mich herunterprasselte, doch es war nicht zu vergleichen mit dem Regen Norddeutschlands oder gar Italiens, dem feinen feuchten Schleier, der sich ab und zu über eine kleine norddeutsche oder gar mittelitalienische Stadt legt.
Naturelemente pur: in dem Augenblick wusste ich noch nicht, dass sie mir an diesem Wochenende mehrmals begegnen würden.

Netterweise stand Wolfgang End vor dem Bahnhof und neben ihm ein Auto.
Und so konnte ich, trockenerweise, den außergewöhnlichen Ort Puchheim näher kennen lernen. Zum ausdampfen und auch zum Abendessen führte Wolfgang mich dann in eine bayerische Gaststätte. Alles fremd für mich, insbesondere die Sprache. Ehrlich, dass sie so weit entfernt von Hochdeutsch klingt, war für mich neu und faszinierend zugleich. Irgendwann gab ich auf, etwas von dem verstehen zu wollen, was das freudige Volk am Tisch gegenüber redete. Außerdem stand eine große Portion Essen vor mir; unmöglich diese Menge zu schaffen. Ehrlich gesagt, ich habe sie, fast, geschafft, aber sie hat mich ganz geschafft. Das Essen war wirklich gut, auch wenn es „nur“ ein Salat war. Dafür aber mit allem „drum und Dran“!
Ich sollte am folgenden Tag noch die Bekanntschaft mit Schweinebraten machen, doch dazu später mehr.

Offensichtlich war Wolfgang nicht so beunruhigt vom steten Regen wie ich. Er meinte, besser Regengüsse am Freitagabend als am Samstag und Sonntag.
IMG00014aa
Da ich Wolfgang leider nicht viel helfen konnte, ließ ich es zu, mich faul aufs Sofa zu legen und mir die rund fünf Stunden Zugfahrt aus den Knochen zu schlafen. Ich hatte ja Glück inmitten des Unglücks vieler Bahnkunden gehabt. Nur weil ich ausnahmsweise früher am Bahnhof war als vorgesehen; ich wollte mir in Ruhe noch etwas zu essen kaufen für unterwegs; erwischte ich den letzten Zug der noch Richtung Süden fuhr. Der hatte zwar auch ein Stunde Verspätung gegenüber seiner regulären Fahrzeit, doch die Züge danach fuhren erst mit mehrstündiger Verspätung weiter. Die Bahn hatte sich nämlich kurzfristig entschlossen, alle neuen ICE’s zu überprüfen und folglich standen keine Züge zur Verfügung, um alle ihre Kunden durch die Lande zu fahren. Diese mussten warten oder aber doch noch das umweltfeindliche Auto nehmen um in die Ferien zu gelangen.
Ich hatte es aber geschafft zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein.
Und so konnte ich also am Abend in Puchheim, mit vollem Bauch und nur leicht beunruhigt wegen dem nassen Wetter, friedlich einschlafen, nicht ohne vorher genüsslich und begeistert durch die „End“-Galerie meines Gastgebers gestöbert zu haben.
IMG00026aa
Wolfgang End hatte gemeinsam mit seinen Künstler-Kollegen von ARTtoUS nämlich ein „Happening“ geplant in der Bahnhofstrasse von Puchheim. Alle sollten draußen ausstellen, lesen, performen oder wie auch immer. Das Happening war folglich wetterabhängig, vor allem weil es vorgesehen war, die Nacht von Samstag auf Sonntag auch draußen zu verbringen. Das hatten Happenings ja seit jeher so an sich, dass sie rund um die Uhr stattfinden. Jedenfalls zu deren Blütezeit war das so.
Ich fand die Idee sehr spannend, nicht nur weil es einfach wieder die Erinnerungen an früher hervorzauberte, sondern weil Kunstwerke sich verändern bei Nacht.
Sie werden geheimnisvoller, genauso wie die „Performances“ und die Texte, die in die Nacht hinein gesprochen werden.
IMG00025aa
Ich freute mich sehr darauf. Hinzu kam, dass ich mir die Bahnhofstrasse als eine Strasse vorstellte, die voller Häuser und Läden, mitten im Ort Puchheim liegt.
Wie konnte ich nur so unwissend sein?! Aber das lehrt mich, mich vorher nicht über das Eine oder Andere zu informieren. Aber schön ist sie doch, die Bahnhofstrasse von Puchheim, das gebe ich im Nachhinein zu. Nur einfach anders als in meiner Vorstellung.

In meiner Unwissenheit glaubte ich am folgenden Morgen, der meist blaue Himmel, von dem zwischen diesen berühmten weißen Wolken die Sonne hervorlugte und auf meine Schlafstatt schien, würde einen bayerischen Sommer-Sonnentag versprechen. Und tatsächlich, morgens um acht Uhr haben Wolfgang End und ich, nur mit Sommerhose, Hemd und T-Shirt bekleidet, schon die ersten Austellungsgegenstände in der Bahnhofstrasse aus dem Auto gepackt.

Welch eine schöne Straße, Puchheims Bahnhofstrasse! Sie verband Puchheim Ort (2000 Einwohner) mit Puchheim Bahnhof (18000 Einwohner), lag inmitten von Kornfeldern und führte quer über Land.
Auf der einen Seite standen meist weiße Birken, so weiß wie ich noch nie welche sah und auf der anderen Seite alles alte Telefonmasten mit Porzellanköpfen. Und auf diese Masten durfte ich meine Texte befestigen. Ich tat es mit inbrünstiger Begeisterung. Dazwischen schmückte ich die Birken mit den Krawatten aus James Blackforest’s Fundus, einer der Künstler des Happenings, und hängte gemeinsam mit Wolfgang End, Bilder, Gemälde, Geschichten und Sonstiges zwischen und auf die Bäume.
Klaus Wiese bohrte seine Toten(m)bretter in den Wegrand und hängte ein farbiges Stuhlassortiment an Bäume und Seile;
Thomas Rumberg kam etwas später, begann aufzubauen und baute auch wieder schnell ab;
Glenn Rossiter wollte auf einem zwischen zwei Bäumen gespannten Band die vorbeiziehenden Puchheimer Bürger auffordern, ihre Gedanken zu ihrem Heimat- resp. Wohnort mit blauem Edding aufzuschreiben, doch das stürmische Wetter erlaubten Glenn und den Puchheimern keine niedergeschriebene Meinungsfreiheit;
Laura Elibol’s farbenfrohe und ideenreiche „Installation“ flog teilweise mit dem Wind davon, während ihre Mutter nicht einmal beginnen konnte, die eigenen Bilder auszupacken;
Michael Kurz passte sich an und sägt noch vor Ort enorme Delfine aus Holz, die durchs gelbe Kornfeld „schwammen“. Kein Wunder dass das klappte, wo doch Wasser deren Element ist;
die Blätter mit meinen Texten waren widerstandsfähiger als von mir befürchtet und sie hielten sogar, mehr oder weniger, bis zu meiner Abreise am folgenden Tag;
Wolfgang End hatte neben vielen Installation und seinen beiden farbenfrohen und ziemlich wasserresistenten Ölbildern, eine größere Anzahl seiner lustig-liebenswerten Steckerlfische in die Wiese gesteckt. Die außergewöhnlichen Rautenfische zogen ihre imaginären Runden und fanden so auch Liebhaber, die sich bereit erklärten, dem Erhalt des Rautenfischs in Oberbayern ihre ganze Zu- und Hinwendung zu versichern;
und tatkräftig unterstützt wurden wir alle vom Web-Master des ARTtoUS-Vereins, Dietmar Wellmann.
3-Steckerlfische
Doch noch bevor am Samstagvormittag das Happening offiziell eröffnet werden sollte, nahm mich mein freundlicher Gastgeber mit zum „Schokolädchen“. Er hätte das wohl besser unterlassen sollen, denn seither bekenne ich mich öffentlich zu der Sucht nach Schokolade – und nur die vom „Schokolädchen“. Ganz im Ernst, wer kann da noch widerstehen?! Göttlich, sage ich, und einfach nur sündig und verführerisch gut! Doch, das geht zusammen, fragen Sie mich bitte nicht, warum.
Dass ich mich mit Pralinen für zuhause eindeckte; muss ich das wirklich noch betonen?!
Vorher hatte ich das „End“-Gedeck genossen, ich finde heute noch keine Worte für diesen Genuss. Der Cappuccino war sehr gut, und die drei Pralinen – ohne Worte. Und die Obstcreme.....hmmmm.
Dass es Rautenfisch-Pralinen gibt, wunderte mich nicht mehr, und auch nicht die Rautenfisch-Marmelade und der Rautenfisch-Likör. Probieren Sie die Köstlichkeiten, Sie werden mir zustimmen, es lohnt sich!

Zurück in der Bahnhofsstrasse, sprach Wolfgang End einen fatalen Satz:
„Ich rieche Regen!“.
Hat der Mann eine gute Nase! Nicht lange danach zogen immer dunklere und dichtere Wolken auf und kurz vor der „Band-Durchschneidung“ fielen sie, die ersten Tropfen von Millionen, die in den nächsten beiden Tagen noch folgen sollten.
Ich flüchtete ins Auto, denn außer T-Shirt und dünner Jacke schützte mich nichts vor der Nässe. Dass genau im Augenblick einer kurzen Regenpause, die Honoratioren das symbolische Band zwischen Bahnhof und Ort (beides bekanntermaßen Puchheim) durchschnitten, haben mir die Künstlerkollegen erst später erzählt. Da war es zu spät.
Sie wurden nass – ich nicht.
Sie sind auf dem Zeitungsfoto – ich nicht.
Kismet!
Ab dann hörte es stundenlang nicht mehr auf zu regnen.

Wie schon geschrieben, einige Künstler gaben, zu Recht, auf, bevor es richtig anfing mit dem unaufhörlichen Niederschlag in Oberbayern, und so machten wir uns alle irgendwann gemeinsam auf den Weg zum „Unterwirt“. Und genau dort begegnete mir dann der bayerische Schweinebraten, in sämiger brauner Soße mit Knödel und Salat. Die Portion sollte wohl für zwei Tage reichen, aber man wundert sich doch, wie man über sich selbst hinauswachsen kann....
Sie verstehen, wie ich das meine, gell?!
Die Runde der ARTtoUS-Künstler genoss es, im Trockenen zu sitzen und selbst wieder einigermaßen trocken zu werden und dann, oh Wunder, draußen regnete es nicht mehr.
Freudig zurück in der Bahnhofstrasse, blickten wir erstaunt auf interessierte Spaziergänger. Die teilten uns dann mit, dass in der Zwischenzeit der erste Bürgermeister durch die Strasse gewandert war und sich über die fehlenden Künstler wunderte.
Kismet 2!

Dass es dann wieder anfing zu regnen, wunderte uns dann wiederum nicht mehr.
Was soll ich sagen: Kismet 3!

Den Samowar, der den Besuchern warmen Tee spenden sollte, ließ sich Wolfgang in der Gaststätte mit Wasser füllen, doch leider füllten ungeübte Hände den falschen Behälter, nämlich den mit den Heizstäben.
Die Folge davon war, dass der Samowar einen „Kurzen“ hatte, der ewig lang hielt und somit war es aus mit heißem Tee. Armer Wolfgang, er hatte sich doch so sehr darauf gefreut, interessierte Spaziergänger freundlich zu empfangen.
Das taten wir dann auch, mit alkoholfreiem Sekt und kleinen Stücken selbst gebackenem Maismehl-Kräuterbrot, ein Rezept meiner italienischen Großmutter.

Gegen Abend verschwanden langsam die dunklen Wolken und machten Platz für einen umwerfend-schönen Sonnenuntergang. Nicht einmal Wolfgang End hätte ihn schöner hingekriegt - auf Leinwand versteht sich.
Während dieser kurzen trockenen Periode lernte ich dann die Puchheimer kennen, die sich wagten, im Feuchten die übrig gebliebenen Kunstwerke der Bahnhofsstraße anzusehen.
Reiter auf Pferden, Autofahrer (auch wenn die Strasse gesperrt war), Radfahrer, alte und junge Leute, mal auf Stock oder Regenschirm gestützt, in kurzen Hosen und Sandalen, manche nachfragend, viele schweigend und doch einige redend und kommentierend.
Man(n) lehrte mich den Unterschied zwischen Ober- und Unterbayern, dass es für Baden-Württemberger keine Einreisegenehmigungen mehr gibt, dass die grünen Wiesen und die vielen Seeen nicht von selbst entstehen sondern dank dem vielen Niederschlag, dass es ein Vorurteil ist, sich Bayern blau-weiß-grün vorzustellen und dazwischen nur noch Kühe und Schuhplattler, dass die Stadtgrenze Münchens hinter dem nächstgelegenen Feld beginnt, dass es innerhalb eines Ortes Grenzen zwischen den Menschen gibt die auch nach Jahren nicht abbaubar sind, dass nicht jeder Bayer bayerisch spricht und die meisten Bayern auch hochdeutsch verstehen.....
Ein netter Herr mit lustigen Augen, auf Fahrrad, suchte sich den schönsten Steckerlfisch aus. Es stellte sich für mich nachher heraus, dass es der zweite Bürgermeister von Puchheim ist. Wenn schon nicht den ersten, so habe ich wenigsten den zweiten der Oberen Herren kennen gelernt. Ich gebe zu, ein freundlicher Mensch!
Ich lernte einen Verleger kennen der mich nicht verlegen machte, aber mich vielleicht verlegen mag, einen angeblichen Schauspieler mit freundlicher weiblicher Begleitung, Menschen die einfach nur nett und zuvorkommend waren und interessant dazu!
Dann kam noch Ruth Gemeinhardt vorbei, Journalistin beim Münchner Merkur und erhielt eine persönliche Führung über die Künstlermeile der Bahnhofsstraße von Wolfgang End, Klaus Wiese und Dietmar Wellmann.
Wir schlossen das Happening wegen wieder einsetzendem Regen, ließen die Kunstwerke stehen und hofften auf einen sonnigen Sonntag.
Als Abschluss des Samstag Abends blieb uns noch ein Besuch des PUC, ein Muss für jeden Besucher Puchheims. Dass es ein architektonisch außergewöhnliches Kulturzentrum ist, hatte mir schon einer der freundlichen Besucher unserer Kulturmeile verraten. Ich lauschte der heißen Musik einer jugendlichen Band, aß eine sehr schmackhafte Bratwurst, trank endlich ein bayerisches Bier und fühlte mich wunderbar.

Selten habe ich mich so sehr auf ein Sofa gefreut, wie auf das in Wolfgang End’s Atelier. Ich schlief selig und auf Sonne hoffend ein und wachte früh morgens vom steten Regen auf das Atelierdachfenster wieder auf.
Es wurde nicht einmal richtig hell und nach fast zwei Stunden nutzlosen Wartens, beschlossen mein Gastgeber und ich, in Puchheims einzig geöffnetem Café zu frühstücken.
Ich gebe zu, es war ein herrliches Frühstück und die Bedienung kam sogar aus Norddeutschland. Endlich verstand jemand, wenn ich ein Brötchen bestellte anstatt einer Semmel, wenn ich Brezel sagte und nicht Brezln usw. So wuchs mir Puchheim, und damit Oberbayern, noch mehr ans Herz.

Wer Wolfgang End kennt, weiß, dass er voller Ideen und Überraschungen steckt. So auch jetzt.
Klar war, wir konnten im strömenden Regen nicht stundenlang draußen hocken bleiben. Fraglich blieb sowieso, ob sich Menschen einstellen würden, um die wenigen, noch übrig gebliebenen Kunstwerke zu studieren.
So nahm Wolfgang, Felix den Waschbär, eine Handpuppe, und setzte sie auf den Tisch, an dem wir Künstler hätten draußen sitzen sollen. Felix teilte per Zettel den eventuellen Besuchern mit, die Künstler XYZ hätten sich ins Trockene zurückgezogen und für eventuelle Fragen sollten sie sich an Wolfgang End in Puchheim wenden.
IMG00032aa
Wie erstaunt wir waren, Spaziergänger im Regen unter Schirmen auf der Allee zu erblicken, können Sie sich vielleicht vorstellen. Geduldig standen diese vor den Kunstwerken und gingen sogar vor den Telefonmasten auf und ab, um die Gedichte und Geschichten zu lesen.
Dass meine Lesungen ausgefallen waren, tat mir ja Leid. Aber als ich die Menschen im strömenden Regen vor meinen Texten sah, war ich so sehr berührt, dass ich wusste, auch noch der größte Erfolg bei der Lesung hätte das nicht wett machen können, was ich in dem Augenblick empfand.
Ich möchte mich im Nachhinein nochmals bei allen Menschen aus Puchheim bedanken, die sich diese Mühe gemacht haben.
Sie können nicht ermessen, was Sie mir damit geschenkt haben!

IMG00039aa
Aber trotzdem hatte es keinen Sinn, sich in die Nässe zu hocken und so zeigte mir mein so liebenswerter und höflicher Freund Wolfgang End, seine Adoptivheimat.
Er fuhr mich durch Puchheim und danach nach Fürstenfeldbruck. Ich war beeindruckt von dem Abtei-Komplex, der wunderbaren Barockkirche, der Ausstellung und war erschlagen vom Windbeutel in der Gaststätte. Aber einen Windbeutel mit Malzsahne musste ich doch probieren, das müssen Sie doch einsehen...!

Zurück im Atelier, packte ich meine Koffer fertig, wickelte ein wunderschönes Frauenportait, „Monika“, gemalt von Wolfgang End in seiner zweiten Schaffensperiode, in wasserdichtes Einpackmaterial, sattelte den geschenkten Tuchsitz und meine Tasche.
IMG00017aa
Dann setzte ich mich in einen Sessel und schaute mir nochmals mit Genuss alle möglichen Bilder von Wolfgang an und auch die von James Blackforest. Dessen Minimalismus ist unvergleichlich und stets überraschend. Dafür strotzen Wolfgangs Werke vor Lebendigkeit und Ausdrucksfähigkeit. Ich konnte mich nicht satt sehen, denn sie sind so umfangreich und sehr aussagekräftig.
Irgendwann musste ich zum Münchner Hauptbahnhof gefahren werden. Vorher hatte ich nur noch die Möglichkeit, als kleines Dankeschön, meinem Gastgeber meine gesammelten Texte, mit Widmung, zu schenken. Es war mein erster gebundener Band überhaupt.
Zum Abschied tranken wir beide noch einen Cappuccino im HBf und als mein Zug Richtung Norden fuhr, fühlte sich meine Welt einen kleinen Augenblick leerer an als die beiden Tage zuvor.

Seither sehe ich täglich „Monika“ in meinem Flur hängen, die mir mit ihrer Präsenz bestätigt, dass ich dieses außergewöhnliche Wochenende nicht nur geträumt habe.
IMG00041aa

Vielen Dank allen Menschen aus Puchheim, den Künstlern von ARTtoUS (zu denen ich seither auch gehöre) und vor allem Wolfgang End, für ihre Freundlichkeit, ihre Zuvorkommenheit und die Freundschaft!
Ich werde gerne wiederkommen, egal welches Wetter auch sein wird!

Ghita Cleri
Braunschweig im Juli 2008


Nachtrag:
Wenn ich jetzt an Bayern denke, stellte ich mir noch immer den blauen Himmel vor mit weißen Wölkchen und saftigen grünen Wiesen und dazwischen ab und zu eine gescheckte Kuh.
Und dazu noch nette Menschen, liebe Freunde, einen Laden mit Schokolade und Windbeutel, einen Ort in dem die Bahnhofstrasse einsam mitten zwischen Feldern liegt, unvergleichliche Sonnenuntergänge und nicht zu vergessen: einen Haufen Regenschirme!

Donnerstag, 3. Juli 2008

Gratulation zur OpenAir, zur Schaufensterkunst, etc.

Liebe Puchheimerinnen, liebe Puchheimer,

Gratulation zum 3. Open Air. Ich war letztes Jahr dabei und werde auch 2008 da sein, weil ich ein echtes Highlight auf dem grünen Hügel hatte, nachdem ich nicht wie sonst nach München „rödelte“ -wie man es eben auf Außendienst macht. Ich war zufällig auf Ihren Flyer gestoßen.

Viel Spaß hatte ich mit der Kunst im Schaufenster. Nichts Aufgesetzte oder Gewolltes, von rührend, witzig bis absolut profimäßig alles dabei, einfach „Kunst um die Ecke“.

Gratulation
Pendula

Samstag, 26. Januar 2008

Elemente - 13. Ausstellung der "Kreativen Ortler"

Logo-KreativeOrtler




Liebe Ortler und Nachbarn,

am 19. April 2008 um 14:00 Uhr ist es wieder so weit!
Zum 13. Mal laden die Kreativen Ortler zur Vernissage ihrer traditionellen Frühjahrsausstellung im Pfarrheim in Puchheim-Ort ein.
Die Ausstellung ist zu folgenden Zeiten geöffnet:

Samstag, 19. April 2008 14:00 - 18:00 Uhr
Sonntag, 20. April 2008 10:00 - 17:00 Uhr.

Wir freuen uns schon auf Ihr zahlreiches Erscheinen.

Werden Sie Element unserer Bemühungen unser Einsichten an Sie weiter zu geben.

Sie haben die elementare Möglichkeit mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen. Lassen Sie sich überraschen!

Mittwoch, 18. Juli 2007

Jetzt abstimmen!

Wie fandest Du "Puchheim lebt und tanzt 2007"? Hier geht's zur aktuellen Umfrage. Einfach hier klicken.

Donnerstag, 17. Mai 2007

Das Musikfest am 22. Juli 2006 - Rückblick und Dank

Nun ist „Puchheim lebt!“ schon ein gutes dreiviertel Jahr vorbei und in zwei Monaten geht die Aktion unter dem Motto „Puchheim lebt und tanzt!“ - konzentriert auf ein Festival am 14 Juli - in die zweite Runde. Dennoch möchte ich es nicht versäumen, endlich noch einmal umfassend zurückzublicken und dabei meinen Dank auszusprechen. Die viele Energie, die Konzeption und Organisation der Premiere bei mir und anderen gebunden hatten, musste erst wieder auf andere vordringlichere Aufgaben verwendet werden. Der Publikumszuspruch und die begeisterten Reaktionen aber haben gezeigt: die mühevolle und stressige Arbeit hat sich gelohnt. Mit dem „Musikfest“ bekam „Puchheim lebt!“ am Samstag, den 22. Juli 2006 einen krönenden Abschluss und Puchheim ein Event, das es hier in einer vergleichbaren Form wahrscheinlich noch nie gegeben hat. Das Ziel, mit einem bürgerschaftlichen Open-Air im Herzen des Ortes einen Beitrag zur kulturellen Identitätsbildung der Ballungsraumgemeinde zu leisten, ist meiner Meinung nach gelungen.
Vierzehn Musikgruppen, in denen mindestens ein Puchheimer musiziert - vom Streichorchester bis zur Rockband - sorgten auf der Wiese zwischen dem PUC und dem Gut Harbeck für gute Stimmung. Danke an alle Mitwirkenden, insgesamt rund 230 Musiker. Alle sind ohne Gage, lediglich für eine Brotzeit aufgetreten: das Puchheimer Jugendkammerorchester, Kleyne Kapelye, das Strak-Orchester, das Puchheimer Blasorchester, die Bigband des Gymnasiums Puchheim, die Puchheim-Ortler Dorfmusik, Weiberlight, der Posaunenchor der Auferstehungskirche mit Freunden aus Thale im Harz und Seiffen im Erzgebirge sowie Fürstenfeldbruck, die Bigband Marks Fluhr, Größnwahn, B.A. Child, Brainborn, The Splendid und Neuland.
Große Überraschung für alle Beteiligten: das fantastische Flair auf der Harbeckwiese. Die Disziplin, mit der sich die Gruppen an den vorgegebenen Zeitplan gehalten haben. Und natürlich: die tollen musikalischen Darbietungen. Die hervorragende Eignung des Hügels als Zuschauertribüne. Der tolle Sound bei nicht zu hoher Lautstärke. Das bis zum Schluss bunt gemischte, gut gelaunte Publikum. Und, und, und. Wo aufhören?
Vielleicht eher von vorne anfangen. Dass das alles so funktioniert hat, ist nicht selbstverständlich. Eine Menge Leute haben dazu beigetragen, dass das Musikfest so erfolgreich ablaufen konnte. Die Musikgruppen also, weil sie sich an den Zeitplan gehalten haben. Denn der war wirklich eng: 10 Minuten Umbau, 30 Minuten Showtime. Dass abends bei bester Stimmung, gutem Wetter und dem liberal gesinnten Bürgermeister Dr. Herbert Kränzlein der Plan nicht mehr das Maß aller Dinge sein musste, entspannte die Lage, machte ihn aber nicht überflüssig.
Dem Entgegenkommen der Firma Magic Event- und Medientechnik aus Olching verdanken wir das grandiose Bühnendach inklusive des Bühnenlichts. Für Markus Keichel, einen Puchheimer Mitarbeiter des Technikverleihs, war klar: „Puchheim lebt!“ braucht eine ordentliche Bühne. Als das in der Planungsphase zu scheitern schien, entschied er „unbürokratisch und schnell“. Freilich, wir mussten im Gegenzug auch Opfer bringen: In kurzer Zeit waren ein geländegängiger Gabelstapler, ein leistungsstarker Wasseranschluss für die Befüllung der Belastungstanks mit 10.000 Litern, tatkräftige Aufbauhelfer und ein Starkstromanschluss zu organisieren. Dank geht diesbezüglich an den Bauhofleiter Werner Frischmann, an Martin Mitterhofer (Bauhof/Feuerwehr P.-Bhf.), den Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr P.-Bhf. Thomas Rieck sowie Kurt Wieser von der Gemeinde. Gemeinsam mit mir machten bei sengender Hitze einen vierzehnstündigen Schnellkurs im Aufbau eines Bühnendachs (learning by doing): Michi Gampfer und seine drei Mitabiturienten Thomas Frey, Ulrich Santner und Andreas Pirling, außerdem Stefan Weinberger (Größnwahn), Rudi Ehrenberger (Puchheimer Blasorchester), Otto Bayr (Aktive-Senioren-Runde) und Patrick Lindenmüller (FC Puchheim, Pfadfinder St. Georg). Manu, Bühnenmeister von Magic, war abends nach vollbrachter Arbeit zufrieden mit uns: „Ned schlecht - dafür, dass z’es noch nie gmacht habts“. Immerhin hatte in einem Moment allgemeiner Erschöpfung auch noch Fabian Mayr von Magic dabei geholfen, die sieben Meter hohen Tower aufzustellen.
Den Bühnenboden verdankten wir der Puchheimer Firma Brunner & Eisenreich und insbesondere ihrem Mitarbeiter Franz Baier, der am Freitagnachmittag nach Feierabend einige Kollegen von der Freiwilligen Feuerwehr P.-Bhf. zusammengetrommelt hat und mit ihnen in etwa drei Stunden die Elemente zu einer 60 qm großen Fläche zusammengezimmert hat. Am gleichen Abend schraubte Norbert Lemke (Lemke Medical TV GmbH) die Großleinwand zusammen und stellte sie mit Helfern auf - um sie wenig später notgezwungen wegen einem heftigen Sturm wieder umlegen zu müssen. Die Montage der Scheinwerfer auf der Hebebühne (zur Verfügung gestellt vom Puchheimer Hebebühnenverleih) - von wo aus in der Nacht das Publikum stimmungsvoll beleuchtet wurde - musste er aus dem gleichen Grund auf den Samstag vertagen, ebenso die Positionierung von Projektor und Kamera.
Am Samstag ab 8 Uhr dann Großkampftag. Tontechnik und PA aufbauen, Biertische aufstellen, Soundchecks. Zeit zum Durchatmen bleibt vorerst nicht. Kurz nach 14 Uhr: Es geht los. Mit ein paar Minuten Verspätung zwar, aber irgendwie spürt man sofort: Es läuft. Ein Stein fällt vom Herzen. Doch die Organisationsarbeit geht unvermindert weiter. Im Grunde solange, bis am Sonntag in der Früh um drei Uhr feststeht: Fest gelungen, Wiese für’s erste (bis auf Bühne und Dach) wieder einigermaßen in den Urzustand gebracht.
Freilich, zwischendurch gibt’s endlich mal ruhige Minuten, in denen man sich hinsetzen und über die abwechlsungsreiche und immer mitreißende Puchheimer Musik staunen kann. Dass wir einen derart genialen Sound hatten und dass die kurzen Umbaupausen eingehalten werden konnten, verdanken wir dem Tontechniker Stefan Briegel und seinem Kollegen Roland Böhm - beide Puchheimer, beide beim BR beschäftigt, einfach Vollprofis. Stefan Briegel saß nicht nur am Hauptmischpult, sondern stellte auch die komplette Mikrofonierung und Verkabelung zur Verfügung - verbunden mit Planungsaufwand in der Vorbereitungsphase. Für die beiden dürfte es ein ungewöhnlich stressiger Einsatz gewesen sein, aber sie haben ihre Aufgabe hervorragend gemeistert. Abends löste Willem Bergholz Hr. Böhm ab. Die PA (Verstärker und Boxen) stellte die Firma Burgstaller Veranstaltungsservice aus Germering zur Verfügung. Das Pavillonzelt, unter dem Mischpult und Tontechniker zwar vor etwaigem Regen (aber leider nicht vor Hitzestau) geschützt waren, lieh uns die katholische Pfarrei St. Josef, vermittelt durch Edgar Fahmüller. Thomas Mittermeier (FC Puchheim) baute für den Backstagebereich sein großes Partyzelt auf.
Mitglieder des Puchheimer Blasorchesters (Mario Luzius, Hans Lankes und Andreas Haslauer) und des Strak-Orchesters (Johannes Overbeck, Heidemarie Lindhuber, Rosemarie mit Edgar Fahmüller) stemmten den Aufbau der Biertische. Manfred Bogner von der Band Brainborn packte ebenfalls tatkräftig an. Die Musiker von Neuland stellten die Geräte für die gemeinsame Backline auf der Bühne, wozu auch Größnwahn einen Amp beisteuerte. Simon Fürstberger (Bigband des Gymnasiums Puchheim) lieh uns Becken und Snare als Standardausstattung für das Schlagzeug. Daniel Menzel, organisiert als tontechnischer Helfer, half schließlich aus, wo es brannte. Die Jungs von MJ Records aus Gröbenzell hielten während dem Fest den Monitor-Mix unter Kontrolle und halfen bei den Umbauten auf der Bühne.
Der Abbau des Bühnendachs in der Woche darauf bestätigte dann eine alte Regel: Runter geht’s halb so schnell. Sieben satt vierzehn Stunden Arbeit. Dank an die Helfer Alois Mahl, Fritz Mixl, Helmut Müller, Bernhard Zajonz, Michi Gampfer, Thomas Frey und Ulrich Santner sowie vom Puchheimer Blasorchester Rudi Ehrenberger und Andreas Haslauer. Peter Sedelmayr vom Bauhof hievte mit dem Radlader die fein säuberlich gestapelten Teile zurück in die LKWs.
Eine tolle Gemeinschaftsleistung! Auch wenn es jetzt schon so lange her ist, möchte ich als Organisator nochmals allen auf diesem Weg herzlich danken, die mitgeholfen haben und sich für das Gelingen des Fests engagiert haben. Basis für diesen Erfolg war das Vertrauen, das das Puchheimer Netzwerk Kultur in das Projekt gesetzt hat. Besonders hervorzuheben ist Kulturreferentin und „Puchheim-lebt!“-Initiatorin Heidi Mixl, die unermüdlich und unverzagt der Idee auch in schwierigen Situationen den Rücken stärkte. Schließlich ist auch dem Leiter des Kulturamts, Michael Kaller, dafür zu danken, dass er uns mit der Infrastruktur des PUCs unter die Arme griff, wo es nötig war. Seine Mitarbeiter Claas Hoffmann und Jens Weingärtner standen uns mit ihren Erfahrungen im Veranstaltungsmanagement unterstützend zur Seite und lösten Probleme vor Ort schnell und auch zu später Stunde mit immer gleicher Hilfsbereitschaft.
Resümee: nur positive Resonanz - begeisterte Besucher, die sich eine Wiederholung wünschen. Es wird sie am 14. Juli 2007 trotz aller erneuten Schwierigkeiten geben. Noch ist es eine Vision, dass man künftig die organisatorische Last auf so viele Schultern verteilen kann, dass es ohne Muskelkater abgeht. Aber vielleicht wird sie noch Wirklichkeit. Der Anfang ist bereits gemacht „Puchheim lebt und tanzt!“.
Eine Bildergalerie ist nun online auf www.johannes-haslauer.de/puchheimlebt2006/index.

Donnerstag, 1. März 2007

Kunterbunt

Kunterbunt Logo-KreativeOrtler




Liebe Ortler und Nachbarn,

am 17. März 2007 um 14:00 Uhr ist es wieder so weit!
Zum 12. Mal laden die Kreativen Ortler zur Vernissage ihrer traditionellen Frühjahrsausstellung im Pfarrheim in Puchheim-Ort ein.
Die Ausstellung ist auch zu folgenden Zeiten geöffnet:

Samstag, 17. März 2007 14:00 - 18:00 Uhr
Sonntag, 18. März 2007 10:00 - 17:00 Uhr.

Wir freuen uns schon auf Ihr zahlreiches Erscheinen.
Beginnen Sie einen Dialog mit uns oder lassen sich in einen verwickeln. Nehmen Sie neue Eindrücke und Anregungen mit - oder vielleicht ein Bild, das Ihnen besonders gut gefällt.

Donnerstag, 17. August 2006

Von München nach Puchheim – fast ein Neubeginn

Von München nach Puchheim – fast ein Neubeginn

Dass wir mit einer hohen urbanen Alltagsbequemlichkeit ausgestattet waren - kurze Berufswege, nahe, viele und zeitgünstige Verkehrsanbindungen und vielfältige Einkaufsmöglichkeiten in greifbarer Nähe sowie abwechslungsreiche kulturelle Angebote, etc., wurde uns erst viel später bewusst.

Zunächst träumten wir, Vater, Mutter und Kind, vom Häuschen auf dem Lande. Der Zeitgeist war für das Aussiedeln aus der Stadt. An allen Ecken und Enden wurde dafür geworben und wir gingen, wie viele junge Familien an den Wochenenden zu Musterhausbesichtigungen in die Region von München. Wir mussten uns erst an den gärtnerisch kahlen und nüchternen Siedlungsbau gewöhnen und unsere Wünsche und Vorstellungen, die sich an unserer bisherigen Wohnung orientierten, umstellen: Wir hatten einen Mietanteil in einer schönen alten Villa am Waldfriedhof mit einem traumhaften Rosengarten.

Am Ende einer ermüdenden Eigenheim-Such-Besichtigungstour kamen wir auf dem Weg von Gröbenzell nach München bei Puchheim an einem „Musterhaus-zu-besichtigen-Schild“ vorbei. Nach kurzer Beratschlagung wollten wir uns dies als Tagesabschluß auch noch antun und hatten ohne großes Palaver unser Haus gefunden. Wir sahen im Geist unser bisheriges Leben in die ländliche Idylle verlegt, nach Puchheim-Ort in das Gebiet der heutigen Fischerstraße.

Kaufvertrag, Finanzierungsstrategie, alles war spannend und uns trug eine Welle freudiger Erwartung. Die negativen Aufregungen kamen später in steigendem Maß.
Die Bauphase begann 1972, alles schien normal bis der Bauträger bankrott ging. Ein Teil des Geldes war für uns verloren. Und es wurde finanziell eng. Hinzu kam, dass unser Vermieter verstarb und seine Erben die bisherige Miete verdoppelten. Die Zweifachbelastung und der langsame Baufortschritt nagte nicht nur an Nerven und Geldbeutel, sondern auch an der Freizeit: Eigenleistungen wurden notwendig.

Wir lebten plötzlich zwischen zwei Welten: einer städtischen von immer geringerer Bedeutung und der zeitraubenden Welt des Bauens. Der Einzug 1973 in das noch nicht ganz fertige Haus erwies sich als eine von vielen Etappen im gesamten Umlernprozeß. Wir wohnten nun – und das für Jahre – auf einer Großbaustelle. Immerhin umfasst die Fischersiedlung 71 Häuser und unser Haus war eines der ersten. Gummistiefel stiegen jetzt zum wichtigste Kleidungsstück auf.

Die Situation barg natürlich auch eine Komik in sich: Anstelle von Terrasse und Garten bestand lange noch eine tiefe Baugrube, in der mein Mann für mich Wäscheleinen aufspannte. Mein Abstieg mit vollem Wäschekorb erforderte einige Akrobatik und war immer eine Lachnummer für die Familie und wohl nicht nur für sie.

Unser Alltagsleben gestaltete sich immens schwierig. Der Berufsweg war ungewohnt lang und unsere Zeitplanung, immer noch am ‚alten Leben’ orientiert, funktionierte nicht mehr. Der Begriff Neusiedler war plötzlich keine leere Bezeichnung mehr, sondern füllte sich mit Inhalt: wir mussten umlernen, uns die ländlichen Infrastrukturen bewusst machen und von langer Hand alles vorausplanen – Einkauf, nach München fahren, usw.. Plötzlich wurde das Rad zum Einkaufen wichtig, wie damals allgemein für Frauen auf dem Land, ebenso die Taschenlampe, um den Weg am dunklen Wintermorgen/-abend auszuleuchten, denn Straßenbeleuchtung gab es im Neubaugebiet vorerst nicht.

Puchheim-Ort, ein überschaubares Dorf mit Menschen, die schnell für uns zu Individuen wurde, war ein Neuanfang, dies auch in einem ganz speziellen Sinn. Als uns eines Tages Bürgermeister Emil Sollinger als Neusiedler zum Stadelfest vom Gasthof Huber einlud, hatte er die Idee, dass wir uns auch selbst einbringen sollten. Er sah die Gitarre des Sohnes, wusste, dass mein Mann in einem Chor in München sang, und meinte wir sollten doch singen. Der Gedanke machte uns Bauchschmerzen, gleichzeitig fühlten wir uns aber auch verpflichtet, in einer Gesellschaft, die im Unterschied zum urbanen beziehungslosen Nebeneinanderher auf Bekanntheit beruht, mitzumachen. Also übten wir mächtig, traten mit Herzklopfen auf einer gewaltig hohen Bühne an und sangen uns tapfer frei und in eine neue Berufung hinein: wir entdeckten uns als Familientrio.

Für meine Familie war es zum Teil ein musikalisch-instrumentaler Neubeginn. Mein Mann erlernte das Hackbrett-Spiel und mein Sohn Stefan nahm zur klassischen Gitarre, noch den Streichbaß und die E-Gitarre hinzu. Sie lernten mit großer Freude. Ich hatte bereits während meiner Kindheit durch meine Großmutter 5 Jahre Zitherunterricht und Harmonielehre bezahlt bekommen und nahm Stunden für Harfe und Hackbrett.

Ab 1977 begannen wir, bei festlichen Anlässen in Vereinen aufzutreten. Mit den Jahren folgten zahlreiche Auftritte im In- und Ausland. zu weltlichen und kirchlichen Anlässen, bei denen wir mit Instrumenten und Gesang die bayerische Musik pflegten. Hoagarten, Advents- und Passionssingen gehörten ebenso zu unserem Repertoire, wie die musikalische Begleitung von Autorenlesungen und Jubiläen. Über die Ehrung mit Laudatio und Urkunde im Münchner Rathaus durch Bürgermeister Uhde freuten wir uns sehr und sahen uns in unserem Bemühen um die musikalische bayerische Kultur bestätigt.

Unser Trio wurde später noch durch Martina, meine Schwiegertochter, bereichert, die alle Hackbrettvarianten spielte, dazu Gitarre, Ziach und für die Tanzmusik Geige und Baß.
Diese Zeit brachte uns viele Freund- und Bekanntschaften mit anderen Musikgruppen ein und als die „Familienmusik Hilmer“ ihr 20 jähriges Bestehen feierte, gestalteten zahlreiche befreundete Musikantengruppen mit uns den Festabend, zu dem wir neben den Puchheimern und den gemeindlichen Honoratioren auch die Gruppen der Puchheimer Partnerschafts-gemeinden einluden und begrüßen durften.

Neben dem Musizieren sind wir dem Gesang treu geblieben. Mein Mann trat 1976 dem Männergesangsverein Harmonie in Puchheim-Ort bei, während ich seit mehreren Jahren im Germeringer Kammer-Chor singe.

Die Frage, ob Puchheim ein „Schlafort“ ist, möchte ich für mich mit nein beantworten: Es liegt an jedem Einzelnen, wie er sein Leben hier gestaltet, inwieweit er sich selbst in die Gemeinschaft einbringt, sie mitgestaltet und anderem aufgeschlossen ist.

Hierzu fällt mir meine Unterschriftenaktion ein, die ich ca. 1975 startete, in dem ich in der Fischersiedlung von Haus zu Haus ging und die gefärhrliche Situation erklärte, die für Abbieger von der B2 in die Huchenstraße, die damals noch keine Ampelschaltung hatte, bestand. Ich entging in dieser Zeit knapp einem schweren Unfall. Die gesammelten Unterschriften legte ich in der Gemeinde vor und bat um Überprüfung der brisanten Situation. Für die erst sehr viel später eingerichtete Signalanlage bin ich heute noch dankbar.

Erni Hilmer, Puchheim-Ort

Mittwoch, 16. August 2006

Hommage an Puchheim-Ort Nr. 7

Hie und da
noch
ein schönes Stadeltor
im Ort
eine Jahrhunderte alte Tür

alles wird
neudörflich gestaltet
dabei sind wir
aufs Land gezogen
wofür


von Luise Maier, Mitterlängstr. 13

Puchheimer LebensLust und Kunst – der Fotowettbewerb

Mit den letzten heißen Sommertagen vor dem langen Regen ist am 31.07.06 die Fotoausstellung, die auf das Haus Elisabeth, das Juz, sowie die Sparkasse und die Volks- und Raiffeisenbank verteilt war, zu Ende gegangen. An dieser Stelle allen „Fotografen“, die mitgemacht haben,

herzlichen Dank!!!.

Aus den vielen Schnappschüssen, Dokumentarfotos und den künstlerischen Blickwinkeln konnten nicht nur das Ausstellungsthema und viele Aspekte des Lebens in Puchheim streiflichtartig hervorgehoben werden, sondern auch ungewöhnliche Blickweisen auf Puchheim, dazu Witziges und Romantisches.

Danken möchte ich an dieser Stelle auch den Juroren des Fotowettbewerbs
Herrn Werner Paur, Europäischer Fotografenmeister, Fürstenfeldbruck, der sich bereit erklärt hat, die fotografische Wertung der Bilder vorzunehmen und
Herrn Werner Dreher, Journalist und Redakteur, Gemeinde Puchheim, der die inhaltliche Wertung übernahm.

Den 1. Preis (fotografisch) erhielt Frau Angela Wegmann für „Sibirien in Puchheim“
Der 2. Preis (fotografisch) ging an Erika Schmidt für „…. gerade eingezogen“
Den 3. Preis (fotografisch) erhielt Thomas Hoffrichter für „lonely rider“

Den 2. Preis (inhaltlich) erhielt Erika Schmidt für „Puchheim pendelt im S-Bahn-Takt“
Der 3.Preis (inhaltlich) ging an Edgar Fahrmüller für „Puchheim lebt, wenn sich die Puchheimerinnen und Puchheimer zur Mahnwache versammeln“

Den Publikumspreis erhielt Walter Gallinat für seine Bilderserie „Puchheimer Stehlampe“

Die Fotografien im JUZ, von den Kindern und Jugendlichen für diese Ausstellung fotografiert und mit Archivfotos von Rita Schilly abgerundet, wurden auf ganz eigenwillige Weise auf rot-weißen Bändern und als Bilderbögen präsentiert. Die Bildunterschriften von den Kindern selbst verfertigt, erzählten zusammen mit dem Dargestellten eindrucksvoll von Bewegungsräumen der Kinder in Puchheim. Die Bilder wurden gemeinsam mit einem Sonderpreis prämiert,


Allen Preisträgern herzlichen Glückwunsch!!!!
Hariet Paschke

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

„Puchheim lebt“ – ein...
..... oder wie ich das erste Mal, zum Lesen, nach...
ghic - 22. Jul, 03:27
Gratulation zur OpenAir,...
Liebe Puchheimerinnen, liebe Puchheimer, Gratulation.. .
Pendula - 3. Jul, 15:45
Elemente - 13. Ausstellung...
Liebe Ortler und Nachbarn, am 19. April 2008...
thpuc - 26. Jan, 20:56
Jetzt abstimmen!
Wie fandest Du "Puchheim lebt und tanzt 2007"? Hier...
Johannes Haslauer - 18. Jul, 22:29
Das Musikfest am 22....
Nun ist „Puchheim lebt!“ schon ein gutes dreiviertel...
Johannes Haslauer - 17. Mai, 17:16

Links

Suche

 

Status

Online seit 6576 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 22. Jul, 03:27

Credits


Allgemeine gedanken
Die Bildersuche
Die Grenzerfahrung
Hommage an Puchheim-Ort
Kreative Ortler
Labyrinth
MOBILFUNK
Von München nach Puchheim
Vorfeiern auf freiem Feld
Wilkommen
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren