Tagtäglich. Das Puchheimer Tagebuch

Freitag, 9. Juni 2006

Es war einmal.....

Es war einmal.............
(und trotzdem kein Märchen)

Vorwort: Die Geschichten stammen aus der Zeit, als noch, und das ist kein Entenlatein, an die 300 Enten den Weiher an der Ringpromenade hinter dem Rathaus „beflügelten“.

Lobby für Enten

Es waren beileibe nicht die Zeitungsenten, die so mancher Puchheimer Bürgerin Kopfzerbrechen bereiteten. Nein, es war das Federvieh vom „Entenweiher“ hinter dem Rathaus, das so manche Tierfreundin ins Rathaus zu Sachbearbeiter W. eilen ließ.
W. genoss In Kollegenkreisen bald die fragwürdige Ehre, als Sachverständiger für Entenangelegenheiten tituliert zu werden. Bei weniger respektvollen Kollegen hatte er allerdings den Titel „Obererpel“ weg.
Der nachfolgende Dialog lässt Leser und Leserin erfahren, worauf man in einem Rathaus auch gefasst sein muss und Bürgerfreundlichkeit ohne Entenfreundlichkeit keine Chance hat. Der Dialog, der über die Jahreszeiten hinweg geführt wurde, fand durchaus nicht nur einmal statt.


Winter:
Frau A.: „Sie auf dem Eis vom Weiher draußen ist noch immer die schwarze Gans festgefroren. Da müßt´s was machen. Das ist doch Tierquälerei. Wenn die stirbt, komm ich wieder und leg´ Sie ihnen auf den Schreibtisch.“
W.: „Was, die Warzenente (so die richtige Bezeichnung) ist schon wieder da? Die hat doch der Bauhof erst gestern wieder zum Mühlstetter Graben gebracht.“
Frau A.: „Des glaub i net, des arme Viecherl kann doch gar net fliegn und wenn´s kein offenes Wasser hat, muss´ verhungern und verdursten.“
W.: „Glaubens mirs , die kann fliegen; könnens beim Tierpark fragen, das stimmt.“
Frau A.: „ Und warum hackts ihr denn net einfach ein Loch ins Eis?“
W.: „ Das ist doch viel zu gefährlich. Es gehen ja nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder aufs Eis. Sie wollen doch nicht, dass jemand ertrinkt.“
Frau A.:“ Ja die müssen halt aufpassen und außerdem steht doch auf dem Schild .“
Anmerkung: Die Ente ist nicht erfroren oder verhungert, sie erfreut sich bester Gesundheit und wurde bei einsetzendem Tauwetter vor einem Friseurgeschäft beobachtet. Ob sie sich die Federn hat ondulieren lassen, konnte nicht festgestellt werden.



Frühling:
Frau B.: „Ich möchte ihnen melden, dass beinahe Enten überfahren worden wären und es beinahe einen Auffahrunfall gegeben hätte, als sie über die Allinger Straße gegangen sind. Da muss die Gemeinde doch was dagegen machen!“
W. (denkt sich: „Und ich hab´ gemeint nach dem Winter ist´s vorbei.“) „Jaaa, an was hätten Sie denn gedacht ?“
Frau B.: „Vielleicht sollte man einen Zaun um den Entenweiher bauen.“
W.: „Aber die Enten können doch fliegen; auch wenn sie überfüttert werden. Und die Flügel stutzen, ich weiß nicht !? Außerdem rennen ja Hunde, Katzen, Eichhörnchen und Igel auch über die Straße. Höchstrichterliche Richter haben schon vor langer Zeit entschieden, dass man an einem Auffahrunfall Schuld hat, wenn man wegen Tieren bremst.“
Frau B.: „Kann man denn kein Schild aufstellen ?“
W.: „Ich frag gern den Kollegen vom Verkehrsreferat. Aber ein Verkehrszeichen ist mir nicht bekannt und eine Unter- oder Überführung für Enten kommt halt ein bisserl teuer.“

Nachwort: nur wenige Wochen nachdem dieser Bericht in einer Informationsbroschüre der Gemeinde veröffentlicht worden war, brachte eine Puchheimerin, gerade aus dem Hollandurlaub zurückgekehrt, W. ein Foto ins Büro. Nein, es war darauf keine tot gefahrene Ente zu sehen. Das Foto zeigte ein Verkehrszeichen, weiß mit rotem Rand und in der Mitte: eine Entenmutter mit Jungen beim „Entenwechsel“


Je später der Abend....
(oder: wie Enten verdauen)

Das Diensttelefon von W. klingelte. „Die Frau K. ist zu ihnen unterwegs“, teilte der Kollege von der Pforte mit, um W. schonend auf die späte Besucherin vorzubereiten. Denn Frau K. hatte die Angewohnheit, so alle zwei, drei Monate am „langen Donnerstag“ fünf Minuten vor Dienstschluss bei W. zu erscheinen, um ausgiebig seine Bürgerfreundlichkeit zu testen, oder besser, ihn zu provozieren. Nun war aber W. dadurch nicht aus der Ruhe zu bringen (nicht nur weil er Beamter ist). Er wusste, dass Frau K. nicht ganz richtig im Kopf war, was vieles entschuldigte.
Kaum hatte er den Hörer aufgelegt, stand sie auch schon unter der Tür.
Frau K.: „So, hat sie jetzt der Kollege vorgewarnt ?“
W.: „ Aber Frau K., warum sollte mich der Kollege denn vor ihnen warnen ?“
Misstrauisch musterte Frau K. den W. und hielt ihm einen blauen DIN A5- Zettel unter die Nase.
Frau K.: „Wissen sie, was da für ein Sch....dreck draufsteht ?“
W. wusste es, denn er hatte den Text selbst verfasst. Die Besucher des Entenweihers wurden aufgefordert, nicht mehr soviel zu füttern, weil nicht nur die Ratten ungewollt mitgefüttert würden, sondern durch den Kot der vielen Enten das Wasser im Weiher kippen könnte. Es musste ja wirklich nicht sein, dass die Leute ihre Brotreste plastiktütenweise in den Weiher entsorgten und damit immer noch mehr Enten anlockten.
W. gestand Frau K., dass er der Verfasser war und warum er die Zettel hatte verteilen lassen.

„So ein Schmarrn“, regte sich Frau K. auf, „die Enten sch..... nicht ins Wasser, die gehen zum Sch.... raus.“
W.: „ Also so was. Dabei hab´ ich sogar beim Tierpark Hellabrunn in München angerufen und deswegen nachgefragt. Auf niemand kann man sich mehr verlassen.“
Frau K. glaubte das natürlich nicht und stellte missmutigst fest, dass sich W. offenbar nur sehr schwer provozieren ließ. Sie sah ihn sich lange an, dann sagte sie:
„Was tatns jetzt sagn, wenn ich sie ein A...loch heißen würde ?“
W.: „Mei, vielleicht hättens recht, von sich selber weiß man das nicht.“

Nachdem auch dieses schwere Provokationsgeschütz nicht gewirkt hatte, versuchte sie es mit einer List und hoffte auf die falsche Antwort von W.
Frau K.: „Gell, jetzt würden sie gerne heimgehen ?“
Hätte W. die erhoffte Antwort „nein natürlich nicht“ gegeben, hätte sie ihn (zurecht) einen Lügner geheißen und wäre noch länger geblieben. Aber sie konnte W. nicht drankriegen.
„Natürlich würde ich gern zu meinen Kindern und zu meiner Frau heimgehen“, sagte W., „aber sie haben als Puchheimer Bürgerin ein Recht darauf, dass ich für sie da bin.“
Jetzt war Frau K. fast sprachlos, weil ihr nichts mehr einfiel. Fast, denn sie stand auf und sagte: „Dann geh´ ich jetzt halt, damit sie zu ihrer Frau und ihren Kindern heim können.“
Als sie beim Kollegen an der Pforte vorbeikam, fragte der mit ironischem Unterton (denn er kannte seinen Kollegen W. recht gut): „Na, habens was erreicht, Frau K.?“
Da wurde ihr erst so richtig bewusst, dass sich der W. nicht hatte provozieren lassen. Böse fauchte sie den Kollegen an: „ Neiiiiin“ und verschwand so schnell aus dem Rathaus, dass man den Kondensstreifen noch am nächsten Tag sehen konnte.

Facit: Es ist besser, den W. nicht provozieren zu wollen. Man könnte sich sonst dem Verdacht aussetzen, „nicht ganz richtig im Kopf“ zu sein

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